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Vom Schiffsseil zur Palette, von der Boje zur Erntekiste – für saubere Küsten und zusätzliches Einkommen für lokale Fischergemeinden in Patagonien. Das Projekt Atando Cabos, bei dem auch EREMA Technologie beteiligt ist, zeigt wie wichtig Zusammenarbeit ist, damit Kreislaufwirtschaft funktioniert. Und wie aus einer Idee ein großes Projekt entsteht, das ökologischen, sozialen und ökonomischen Nutzen vereint.

Die Erfolgsgeschichte des “Atando Cabos”-Projekte begann im Urlaub von Michel Compagnon, dem Geschäftsführer von Comberplast, einem führenden Unternehmen für Kunststoffrecycling und -verarbeitung in Chile. Er war mit seiner Frau und einigen Freunden in Patagonien, der Südspitze Südamerikas, um die schöne, unberührte Landschaft zu bestaunen. Sie fanden dort aber nicht nur die einzigartigen Naturerlebnisse, die sie suchten. Sie fanden auch verschmutzte Strände und Fjorde.

Geburtsstunde einer großen Idee

An den Stränden fanden sie vor allem unzählige Kunststoff-Seile. Michel interessierte sich dafür und begann, Fragen zu stellen: Warum liegen diese Seile hier in der Natur? Was passiert damit?

Die Antwort war ernüchternd: Die Seile sind schlichtweg Müll. Alte Fischer-Taue, die niemand mehr braucht und die in der Natur entsorgt werden. Oder solche, die sich im Meer loslösen und angeschwemmt werden.


Michel kehrte voller Eindrücke und Erinnerungen aus dem Urlaub zurück. Aber er hatte noch etwas im Gepäck: Seile. Denn was blieb, war der Gedanke daran, etwas an dieser Problematik ändern zu wollen. Zurück in der Arbeit bei Comberplast versammelte er sein Team. Das war der Startschuss von Atando Cabos. Ab sofort wurde an der Idee gearbeitet, Patagonien vom Müll zu befreien und die Strände zu reinigen. Doch wie kann so ein ambitioniertes Projekt funktionieren?

Herausforderung angenommen

Die erste technische Herausforderung war es, die Seile zu zerkleinern. Immerhin wurden die Seile dafür gemacht, nicht zu reißen. Danach sollte das zerkleinerte Material auf einem Extruder zu Granulat verarbeitet werden. Aber das Team scheiterte. Der Grund: Die Seile bestehen aus zwei unterschiedlichen Materialien, die miteinander vermischt und ineinander verwickelt sind.

Eine saubere Trennung der Stoffe: unmöglich. Also wurde ein Forschungs- und Entwicklungsprozess gestartet, um ein Additiv zu entwickeln, das die beiden Materialien miteinander kompatibel machen sollte. Und es gelang. Auf das Team wartete aber bereits die nächste Herausforderung: Die Logistik.

Circular Economy durch und durch

Wie gelangt man am besten nach Patagonien, zu den Fjorden und den Stränden, um die Seile einzusammeln und zu Comberplast nach Santiago de Chile zu bringen? Die Lösung: Circular Economy. Einer der wichtigsten Aspekte der Kreislaufwirtschaft ist die kollaborative Zusammenarbeit. Mit diesem Prinzip hatte das Team bereits beste Erfahrung, so blieb man auch hier dieser Methode treu. Der Plan: Lokale Fischer sammeln die Seile ein, transportieren diese zu Sammelstellen und werden dafür auch entlohnt. Diese Fischer kennen ihre Umgebung so gut wie niemand sonst. Sie wissen, wo sich Müll ansammelt und wo viele Seile liegen. Der Plan ging auf. Das Projekt nahm seinen Lauf.

“Bei diesem Projekt wird aus den Seilen, den Taschen und dem Industrie-Müll etwas Sinnvolles geschaffen. Zusätzlich schafft es mehr Jobs und Einkommen!”

Honorino Angulo, lokaler Fischer

Damit tut dieses Projekt nicht nur der Umwelt gut, sondern hilft auch den lokalen Fischer-Gemeinden. Durch die Zusammenarbeit entstehen Synergien, die in Summe die Lösung für dieses Problem liefern.

“Das Projekt hat große soziale Wirkung. Es ist ein Gewinn für die Menschen und die Umwelt.”

José Ignacio Zirpel, Co-Founder von Recollect

Mittlerweile können durch diese Lösung von Comberplast mehr als “nur” Seile recycelt werden: Rohre, Bojen, Schwimmer sowie alle weiteren Produkte aus Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE). Dies leistet einen großen Beitrag zur Entwicklung von Recycling in Chile.

“Menschen, die in der Vergangenheit Konkurrenten waren – lokale Fischer sowie die Fischindustrie – arbeiten nun zusammen.”

Michel Compagnon, Geschäftsführer von Comberplast

Von Pellets zu Paletten – Neue Produkte mit Sinn

Mithilfe von EREMA Technologie werden sinnvolle neue Produkte aus den alten Seilen und dem Kunststoff“abfall“ aus dem Meer hergestellt. Die Aufgabe der EREMA Maschine: Aus dem Kunststoff wieder hochwertiges Rezyklat zu extrudieren, das als Grundmaterial für Paletten, Erntekisten und vieles mehr dient. Das ist auch der Grund, weshalb das Projekt weiterhin stark wächst. Immer mehr Menschen machen mit und immer mehr Strände werden gesäubert. Über 2000 Tonnen Müll wurde in nur 18 Monaten gesammelt. In Zukunft wird das Programm weiter ausgebaut. Als Partner dieses Projektes ist EREMA stolz darauf, bei diesem innovativen Vorhaben mitwirken zu können.

“Wenn wir mehr produzieren wollen, dann müssen auch mehr Strände dafür sauber gemacht werden. Es begeistert mich, zu zeigen, dass es nicht unbedingt ein Gegensatz sein muss, einerseits Geschäfte zu machen und sich andererseits um Umwelt und Nachhaltigkeit zu kümmern.“

Michel Compagnon, Geschäftsführer von Comberplast


Atando Cabos zeigt eindrucksvoll auf, wie Circular Economy in der Realität funktioniert. Entstanden aus dem Traum, die Küsten und das Ökosystem Patagoniens zu säubern und wiederherzustellen, wurde daraus ein erfolgreiches Projekt. Ein Projekt, das Qualitätsprodukte mit Sinn und Umweltverantwortung liefert und überdies positive soziale und ökonomische Auswirkungen für viele Menschen in Patagonien bringt.

Mehr Informationen: Rethink Recycle Video

(Artikel, 01.10.2019)

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